Gebannt lauschen Elias, Richard und Lennard auf die Geschichte der kleinen Eule Emil, die ihnen Erzieherin Simone Krause mit auf Papptellern geklebten Bildern erzählt. Es geht darum, dass die Eule manchmal Angst hat und es geht um Mut. Jeder der drei Jungen lehnt sich an seinen Vater oder seine Mutter, die im Regenbogenraum hinter ihnen sitzen – in der Kita St. Marien in Bremen-Walle.
Es ist eine Kita, die 56 Kinder betreut, davon 16 unter drei Jahren. 14 pädagogische Mitarbeiter kümmern sich um sie; und für ein frisches, gesundes Mittagessen sorgen zwei Küchenkräfte. Im Stadtteil Walle im Bremer Westen leben Menschen aus allen Bevölkerungsschichten und etlichen Nationen. „Jedes Kind hat schon seinen eigenen Rucksack gepackt“, sagt Kita-Leiterin Anika Münster und meint damit die jeweiligen Kompetenzen, Erfahrungen und Stärken.
„Das Kind steht für uns im Mittelpunkt, aber dazu gehören auch die Familien“, ergänzt die Leiterin und nennt als ein wichtiges Ziel, die Jüngsten mit ihren Familien zu stärken. Daher bietet die Kita viele niedrigschwellige Angebote für Eltern an.
Väter und Mütter können sich ins Elterncafé setzen, wenn sie ihren Nachwuchs bringen oder abholen, und dort bei Tee und Kaffee Kontakte knüpfen und sich austauschen, zum Beispiel über gute Spielplätze in Walle. Die Familien dürfen auch Spiele und Bücher ausleihen, sich mit ihren Kindern Vorlesegeschichten anhören und sie können sich über Neuerscheinungen informieren.
Und weil die Familien so wichtig sind, denkt Anika Münster auch an die Situationen, die Eltern an ihre Grenzen bringen: Stress oder anstrengende Arbeit, Machtkämpfe mit dem Kind oder neue Lebensumstände in der Familie. Daher legt die Leiterin so großen Wert auf die unterstützende Elternberatung, in der sie eine riesige Chance sieht.
Eine besondere Herausforderung war die Corona-Pandemie: Der Tagesablauf änderte sich, wichtige Rituale fielen weg, die Begegnung mit Freunden oder Erzieherinnen fehlte den Kindern. Immer wenn die Eltern ihre Mädchen und Jungen abholten, erklang daher in der Adventszeit in der Kita besinnliche Musik wie „Stern über Betlehem“. Die Erzieherinnen stellten einen Weihnachtsbaum auf, und Familien gestalteten den Adventsschmuck. „Das kam gut an“, sagt Simone Krause, die gerade eine Weiterbildung zur religionspädagogischen Fachkraft mitmacht.
Um auch mit Kindern Verbindung zu halten, die Corona-bedingt zuhause bleiben mussten, warfen die Erzieherinnen Briefe mit Keksrezepten und Impulsen in die Postkästen der Familien, und jeweils freitags bereiteten sie einen kleinen Impuls vor – ein Gebet oder ein Spruch. Die Kita wollte „den Familien ein Lächeln schenken“, wie Anika Münster sagt.
In der Corona-Zeit feierten die Kinder draußen Gottesdienst mit Pastoralreferent Johannes Gebbe. Die Eltern durften ihrer Tochter oder ihrem Sohn den Segen geben. „Ganz berührend“ war das, erinnert sich Simone Krause. Der Grundgedanke dahinter: Gott begleitet uns auch in herausfordernden Zeiten.
Christof Haverkamp